Vor­trag & Aus­stel­lung in Bad Wei­ßen­stadt am See: Das künst­le­ri­sche Erbe Neupers

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Bad Wei­ßen­stadt, 31. Juli 2025 – Der Bür­ger­saal in Bad Wei­ßen­stadt war am ver­gan­ge­nen Don­ners­tag gut besucht, als der Refe­rent Die­ter Schmidt einen beein­dru­cken­den Vor­trag über das Leben und Werk des Künst­lers Georg Chris­ti­an Neu­per hielt. Die Zuhö­rer lausch­ten gespannt den Aus­füh­run­gen, die nicht nur die Lebens­sta­tio­nen Neu­pers beleuch­te­ten, son­dern auch sein außer­ge­wöhn­li­ches Kön­nen aufzeigte.

Das beweg­te Leben des Georg Chris­ti­an Neu­per: Bild­hau­er aus Weißenstadt

Georg Chris­ti­an Neu­per wur­de am 12. März 1876 in Wei­ßen­stadt als Sohn von Johann Erhardt und Anna Katha­ri­na Neu­per gebo­ren. Er wuchs mit fünf Geschwis­tern in ein­fa­chen Ver­hält­nis­sen auf. Bereits in jun­gen Jah­ren muss­te er ler­nen, Ver­ant­wor­tung zu über­neh­men, als sein Vater starb, als er gera­de ein­mal acht Jah­re alt war.

Sei­ne Aus­bil­dung begann er als Lehr­ling im Stein­metz­be­trieb von Erhardt Acker­mann in Wei­ßen­stadt. Schon bald erkann­te man sein Talent und sei­ne geschick­te Hand, die ihn von ande­ren Lehr­lin­gen unter­schied. Doch die Fas­zi­na­ti­on für die Kunst und der Wunsch nach mehr trie­ben ihn mit nur 16 ½ Jah­ren von zu Hau­se weg. Sein Weg führ­te ihn zunächst nach Nürn­berg-Roth am Sand, um sich wei­ter­zu­bil­den, wo er sich für Kunst und Archi­tek­tur begeisterte.

Von Car­ra­ra nach England

Sei­ne künst­le­ri­sche Rei­se führ­te ihn bis nach Ber­lin, wo er zum ers­ten Mal figür­li­che Skulp­tu­ren mei­ßel­te. Bei einer Aus­stel­lung des renom­mier­ten Albrecht-Dürer-Ver­eins in Nürn­berg erreg­ten sei­ne Wer­ke gro­ßes Auf­se­hen. Die­ser Erfolg ebne­te ihm den Weg in die Welt. Auf Anre­gung von Pro­fes­sor Schwa­be und dem Nürn­ber­ger Bür­ger­meis­ter Dr. Schuh zog es ihn im Früh­jahr 1899 nach Car­ra­ra in Ita­li­en, dem Mek­ka der Bild­haue­rei. Dort arbei­te­te er unter der Anlei­tung von Pro­fes­sor Bigi Faus­to und lern­te, den wei­chen Mar­mor zu for­men. Ohne ein Wort Ita­lie­nisch zu spre­chen, schuf er die beein­dru­cken­de Grup­pe der „Drei Gra­zi­en von Geno­va“ aus einem ein­zi­gen Stein­block – eine Leis­tung, die ihm den Spitz­na­men „Il Pic­co­lo Michel­an­ge­lo“ (der klei­ne Michel­an­ge­lo) einbrachte.

1903 führ­te ihn sein Weg wei­ter nach Eng­land. In Lon­don arbei­te­te er an den Bild­hau­er­ar­bei­ten des gro­ßen Salis­bu­ry House mit. 1904 mie­te­te er sich in New­cast­le ein eige­nes Ate­lier, wo er zahl­rei­che Skulp­tu­ren erschuf. Schon bald hat­te er einen Namen, und vie­le gro­ße Per­sön­lich­kei­ten woll­ten eine Büs­te von ihm.

Rück­kehr in die Hei­mat und künst­le­ri­sches Vermächtnis

Im Jahr 1919 kam er zurück nach Wei­ßen­stadt, wo sich vie­les ver­än­dert hat­te. 1920 über­nahm er die Lei­tung der Gra­nit­bild­hau­er­schu­le in Wun­sie­del. Die Infla­ti­on der 1920er Jah­re traf auch ihn hart, doch sie konn­te sei­ne Schaf­fens­kraft nicht brem­sen. Bis zu sei­nem Tod am 13. März 1950, einen Tag nach sei­nem 74. Geburts­tag, schuf er eine Viel­zahl von Kunst­wer­ken, die in sei­ner Hei­mat­stadt und im gesam­ten Fich­tel­ge­bir­ge zu fin­den sind.

Sein künst­le­ri­sches Ver­mächt­nis ist bis heu­te prä­sent: Sein Selbst­bild­nis kann man auf dem Fried­hof in Bad Wei­ßen­stadt betrach­ten. Es erin­nert an den Jun­gen aus ein­fa­chen Ver­hält­nis­sen, der aus­zog, um die Welt der Bild­haue­rei zu erobern und dem har­ten Stein eine See­le einzuhauchen.

Im Anschluss an den Vor­trag hat­ten die Besu­cher die Gele­gen­heit, sich im Stadt­ar­chiv Bad Wei­ßen­stadt ein noch umfas­sen­de­res Bild von Georg Chris­ti­an Neu­per zu machen. Dort eröff­ne­te eine Aus­stel­lung, die die Archi­va­rin Mari­na Ben­ker ins Leben geru­fen hat. „Es war mir ein Anlie­gen, die künst­le­ri­schen Fein­hei­ten sei­ner Kunst zu zei­gen“, erklär­te Ben­ker. Die Aus­stel­lung zeigt nicht nur Schrif­ten und Fotos, son­dern auch eini­ge Skulp­tu­ren des Künstlers.

Beson­ders fas­zi­nie­rend ist Neu­pers Fähig­keit, selbst aus dem här­tes­ten Gestein Gra­nit beein­dru­cken­de Wer­ke zu schaf­fen, die in der Aus­stel­lung zu sehen sind. Auch sei­ne Arbei­ten in Mar­mor zeu­gen von sei­nem Talent und sei­ner Kunst­fer­tig­keit. Mari­na Ben­ker möch­te mit der Aus­stel­lung zei­gen, dass Georg Chris­ti­an Neu­per zu sei­ner Zeit ein gro­ßer und geschätz­ter Künst­ler war, des­sen Werk es ver­dient, neu ent­deckt zu werden.

Die Aus­stel­lung ist jeden Diens­tag von 9 bis 13 Uhr geöff­net. Ter­mi­ne außer­halb die­ser Zei­ten kön­nen nach Abspra­che ver­ein­bart werden.

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